Meine Zitronen war eine verlorenen Wette als ich 15 Jahre alt war. Der Einsatz war das „Schlimmste“ was man sich vorstellen konnte zu tun, in meinem Fall einen spießigen Tanzkurs zu besuchen.
Doch es machte mir bereits nach der zweiten Stunde so viel Spaß und es war auch viel einfacher sich nur mit einem „Gegner“ (Partner) auseinander setzen zu müssen als mit den 5 Mädels auf dem Spielfeld, mit denen ich Volleyball spielte, das ich mit meinem damaligen ersten Tanzpartner Jens Bresch nach 6 Wochen in einem Tanzsportverein eintrat und ein halbes Jahr später meinen ersten Wettkampf tanzte, den wir souverän gewannen. Ab da war es dann klar: Das ist mein Sport.
In den nächsten Jahren waren Trainingssaal und Wettkampfhallen mein zweites Zuhause.
Dank einer tollen Mutter, die mich und meinen Trainingseifer immer unterstützt hat und mir mit dem Führerschein ihr Auto vollständig abtrat, war ich schon nach wenigen Jahren in den höheren Wettkampfklassen vertreten und konnte mich über viele Erfolge freuen, darunter 2 Landesmeister-Titel, Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften, Finalist in Malta und viele erste Plätze.
Mit 19 machte ich dann meine ersten Wertungsrichter- und Trainerlizenzen und begann zu unterrichten.
1996 hörte ich zum ersten Mal vom Rollstuhltanz. Da Tanzen für mich untrennbar von Füßen war konnte ich mir darunter nichts vorstellen, besuchte ich ein Ranglistenturnier Rollstuhltanz und war mehr als geplättet. Dort lud man mich zu einem Kadertraining nach Aachen ein. An diesem Wochenende fiel schicksalshaft der Lateintrainer aus und Udo Dumbeck, der damalige Cheftrainer, meinte plötzlich, ich sei doch Lateintrainer, ich könne doch mal…. Na prima, ab ins kalte Wasser.
Doch anscheinend waren meine „Schwimmkünste“ nicht schlecht, denn es machte nicht nur allen einschließlich mir Spaß, sondern man schlug mich als Co-Cheftrainer beim Deutschen Behindertensportverband vor, der mich direkt einstellte.
Parallel zu diesem Posten machte ich meine Übungsleiter-, Trainer- und Wertungsrichterlizenzen im Bereich Behindertensport bzw. Rollstuhltanz und gab Deutschlandweit Unterricht für zahlreiche Vereine, Verbände und Organisationen, für die ich zum Teil heute noch tätig bin und ausbilde.
1999 wechselte ich dann die Seiten, vom Trainerlager ins Aktivendasein und ertanzte mit meinem Partner Rene Moetz in den kommenden 5 Jahren zahlreiche nationale und internationale Erfolge im Rollstuhltanzsport.
Unter anderem German Open Sieg und Deutsche Meisterschaft 1999 & 2000 Latein, Belgish Open Sieg sowie Finalplätze bei Europameisterschaften und World-Cups.
Im Jahr 2004 beendete ich das aktive Wettkampftanzen und bin seitdem nur noch im Kür- und Showbereich selber aktiv oder als Bestandteil in einer meiner zahlreichen Gruppen.
Seither gehört meine Tänzerseele ganz meinen Workshops, Festivals und Vereinen, meinen Kindern-, Senioren- und Rollstuhltanzgruppen, meinen Tanzkreisen und Wettkampfpaaren. Darüber hinaus lebe ich frei nach dem Motto eines großen Autoherstellers: Nichts ist unmöglich… und durfte Teil vieler toller Ideen, Projekte und Aufgaben werden. Darunter waren so unvergessliche Dinge wie eine Tanzszene für einen Till Schweiger Film choroegrafieren, Berliner Artisten mit Rollstuhlfahren zu einer Einheit werden zu lassen, Rollstuhl-Cheerleaderinnen für Alba Berlin aufzubauen, mit Rollkunstläuferinnen und Rollstuhltänzern dem Musikal Starlight Express eine ganze neue Bedeutung zukommen zu lassen, mit dem RBB Choroegrafen Marc Bogarts zu arbeiten und vieles mehr. Heute bin ich sehr froh über die damals verlorene Wette und muss schmunzeln wenn ich daran denke, wie ärgerlich ich wegen meines Wetteinsatzes war. Schließlich hat mich der Einsatz mit zu dem gemacht, was ich heute bin… Tänzer und Choreograph aus tiefstem Herzen. Ich kann mir heute nicht mehr vorstellen ohne Tanzen oder Unterrichten leben zu können und möchte mit niemandem auf der Welt tauschen. Ich habe es tatsächlich geschafft eine leckere Limonade zu brauen, auf die ich sehr stolz bin.